Unsere Geschichte
Eine Beziehung basierend auf
Respekt und Vertrauen
Ein Wiedersehen nach vielen Jahren
Während seiner Tätigkeit in Kamerun in den 1980er Jahren wurde René Stäheli erstmals im Osten des Landes auf die kleinwüchsigen Menschen aufmerksam. Er erinnerte sich an die Geschichten eines Bekannten, der in den 1960er Jahren im Kongo flüchten musste und mehrere Monate bei den Pygmäen im Wald Unterschlupf fand. Diese Erzählungen waren faszinierend und beschrieben die enorme Gastfreundschaft, mit der er aufgenommen wurde, sowie die Tänze, Gesänge und Fähigkeiten der Pygmäen, im Wald zu überleben. Damals konnte sich René nicht vorstellen, dass er über zwanzig Jahre später erneut auf die Pygmäen treffen würde, dieses Mal jedoch nicht aus Neugier, sondern um ein Gesundheitsprojekt zu planen, mit dem Ziel die katastrophale Gesundheitssituation der Baka zu verbessern.
Von da an wurde das „Hotel René“ zur Tradition.
Die Gründe des Scheiterns
Im Laufe der Zeit hatte René viele Projekte beobachtet, die erfolgreich schienen, so lange ein externer Projektleiter vor Ort war. Kurz vor Projektabschluss wurden externe Evaluierungen durchgeführt, bei denen die in Logframes festgelegten Indikatoren mit den tatsächlichen Ergebnissen verglichen wurden. Meistens erhielten diese Projekte gute Bewertungen, abgesehen von einigen Empfehlungen. Jedoch brachen die meisten von ihnen nach Beendigung der Finanzierung und dem Weggang des Projektleiters zusammen und hinterliessen kaum Spuren.
Aufgrund dieser Erfahrungen entschied sich René, die Baka genauer zu studieren, um die Funktionsweise ihrer Gemeinschaft zu verstehen und die Herausforderungen zu identifizieren, die es so schwer machen, nachhaltige Verbesserungen ihrer Lebenssituation zu erreichen.
Im Jahr 2017 führte er Gespräche mit seinem Freund Jakob Clement, der heute im Vorstand von Baka Libuna tätig ist. Die Gespräche drehten sich um die prekäre Situation der Baka in Kamerun und die schwierige Aufgabe, Projekte mit langfristiger Wirkung umzusetzen. Obwohl Jakob bereits lange Zeit mit indigenen Gemeinschaften in verschiedenen Ländern Südamerikas gearbeitet hatte, blieben viele Fragen unbeantwortet. Daher beschlossen sie, die Baka persönlich zu treffen und Antworten auf ihre Fragen zu finden
Er war sehr von seinem Besuch bei den Baka, von ihrer Kultur und ihrer Gastfreundschaft angetan.
Im Wald mit den Baka
2018 unternahmen sie eine erste Expedition in den Wald mit einer Gruppe aus dem Dorf Mballam. Dort konnten sie die Fähigkeiten der Baka beim Jagen, Fischen und Sammeln von Honig bewundern und ihr umfassendes Wissen über die Natur kennenlernen. Die Baka bewegen sich mit grosser Sicherheit im Wald, der für sie wie ihr Wohnzimmer ist. Sie sind wahre Meister des Waldes. Leider sind diese beeindruckenden Fähigkeiten in der modernen Welt kaum gefragt.
Abends am Lagerfeuer erhielten René und Jakob Einblick in die Lebenswelt, Mythologie und Geschichten der Baka.
Sie wurden in Rituale einbezogen und knüpften Freundschaften.
Im Dorf mit den Baka
Zurück im Dorf waren sie über den Kontrast zwischen dem Leben im Wald und dem Leben im Dorf am Strassenrand schockiert. Im Wald zeigten die Baka natürliche Emsigkeit und wussten ohne Anweisung, was zu tun war, während im Dorf eine andere, eher triste und angespannte Atmosphäre herrschte.
Die Baka haben als missachtete Bevölkerungsgruppe eine Überlebensstrategie entwickelt, die schon als „Ja des Widerspruchs“ bezeichnet wurde: Sie stimmen zu, sagen Ja, aber tun oft nichts oder laufen weg, was schon viele zur Verzweiflung getrieben hat. Und das ist einer der entscheidenden Knackpunkte, der zu vielen durchgeplanten und dennoch gescheiterten Projekten geführt hat. Diese Projekte wurden zwar unter Beteiligung der Baka und aller Stakeholder in einem sogenannten partizipativen Ansatz entwickelt, folgten jedoch letztendlich den Methoden und Zielen der NGOs oder Geldgeber. Dabei wurde die Rolle der Baka auf die von Ausführenden in übergeordneten Strategien und Plänen reduziert. Die Baka haben ihre eigenen Vorstellungen und Prioritäten, die teilweise auf einer anderen Logik basieren. In einem Planungsprozess mit Nicht-Baka können sie diese Vorstellungen nicht reflektiert ausdrücken oder wollen dies nicht.
In der Schweiz mit den Baka
Für eine selbstbestimmte und gerechte Zukunft der Baka Pygmäen
Zurück in der Schweiz organisierte Jakob eine Fotoausstellung, um das Leben der Baka einem breiteren Publikum näher zu bringen und mit den Erlösen die Baka in Mballam zu unterstützen. Mit diesen anfänglichen Mitteln gründeten sie zusammen mit Ruedi Sutter, einem tief verwurzelten Afrikakenner, der im Kongo aufgewachsen ist und sich seit Jahrzehnten mit indigenen Völkern beschäftigt hat, den Verein Baka Libuna. Ihr Ziel ist es, die Baka zu ermächtigen, ihre Lebens­bedingungen langfristig zu verbessern.
Zusätzliche Mittel von Privaten und Institutionen ermöglichten im Jahr 2020, ein Projekt, bewusst ohne die Einflussnahme von externen Stakeholdern, zu planen und so sicherstellen, dass die Baka ihre Vorstellungen und Prioritäten umsetzen konnten. Baka Libuna dient als Ermöglicher für die kulturelle Veränderung, die die Baka selbst wünschen und vorantreiben.
2021 besuchten ein Journalist und ein Fotograf aus Deutschland Mballam und nahmen an einem längeren Besuch im Dorf und im Wald teil.
Dieser intensive Aufenthalt gab wieder neue Erkenntnisse, die für das Fortführen des Projekts wichtig waren. Sie waren von den bereits erzielten Resultaten sehr beeindruckt und sind heute Spender von Baka Libuna. Sie haben darüber in verschiedenen Medien berichtet. -> siehe hier.
Das Projekt ist ein kontinuierlicher Lernprozess, der es ermöglicht, auf die Bedürfnisse und Erkenntnisse der Baka einzugehen. Anders als bei traditionellen Projekten steht nicht die Erfüllung von festgelegten Indikatoren im Vordergrund, sondern die Beurteilung, wie die Baka ihren Anpassungsprozess an die moderne Welt selbständig fortsetzen können, auch nach Beendigung des Projekts.
Im Jahr 2023 kann man beobachten, wie die Baka in Mballam langsam eine positive Lebensperspektive sehen und ihre Selbstorganisation vorantreiben. Dieses Projekt hat das Potenzial, als Modell für andere Baka-Gemeinschaften in ähnlichen Situationen zu dienen.