Lebensraum
Die Waldmenschen ohne Wald
Die Baka haben den Wald verloren und damit ihre Heimat
Die Zerstörung des Waldes hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Baka, da sie ihre traditionelle Lebensweise nicht mehr aufrechterhalten können. In ihren Überlieferungen, Ritualen und Zeremonien bildete der Wald stets den Kern ihrer Weltanschauung. Ihr Glaube, die ersten Bewohner des Waldes zu sein, steht nun vor großen Herausforderungen.
Angesichts dieser Veränderungen müssen die Baka neue Wege finden, um ihre Rechte, Würde, Kultur und Überlebensfähigkeit zu sichern. Das Fortbestehen der Baka-Identität hängt nun davon ab, wie sie sich an die veränderten Umstände anpassen und neue Überlebensstrategien entwickeln.

Wie kommt das Geld bei den Baka in Mballam an?
Die Wald wurde vom Staat in Konzessionen zur Nutzung an Holzfirmen vergeben. Theoretisch sollte ein ansehnlicher Teil der Steuereinnahmen durch die Holzfirmen, den örtlichen Gemeinden zur Entwicklung des ganzen Bezirks zukommen, also für Gehälter von Lehrpersonal, Schulmaterial, Gesundheitsdiensten etc. Die Abgaben, welche an die lokale Gemeinschaft gehen sollten, nehmen in den Händen des lokalen Verwaltungskomitees, das eingerichtet wurde, um sicherzustellen, dass die Gelder für die Entwicklung der Gemeinschaft im Interesse der gesamten Bevölkerung verwendet werden oft einen unbekannten Bestimmungsort an. Oder die Gelder begünstigen wiederum die Holzfirmen, die so ihren Angestellten und deren Familien den Zugang zu diesen Dienstleistungen ermöglichen. Die Fonds werden von Bantu verwaltet und die Bantu haben starken Einfluss auf die Holzfirmen. In dieser Konstellation erreicht nur wenig die Baka-Siedlungen. Schulräume oder sogenannte Gemeindezenten werden von den Holzfirmen als Geschenk an die Baka dargestellt. Die Baka können keinen Anspruch geltend machen, da sie ihre Rechte nicht kennen, nicht informiert werden und keine politische Macht haben, diese einzufordern.
Den Baka ist gestattet, innerhalb des Gebietes der UFA nicht geschützte Tiere zu jagen und nicht hölzerne Produkte zu sammeln.
In vielen Fällen wissen die Gemeinden nicht einmal, dass sie für die Auswirkungen, die Holzeinschlagsunternehmen auf ihr Land, ihre Ressourcen und ihre Lebensgrundlage haben, entschädigt werden sollten.
Dennoch haben die Baka weder Macht noch Einfluss, um sich Gehör zu verschaffen, und sie erhalten keine gerechte Entschädigung für die Auswirkungen, die die Holzeinschlagsunternehmen auf ihre Lebensgrundlagen und ihre Kultur haben.
Die neuen Besitzer
Die neuen Besitzer des Waldes
Die Baka haben weder Macht noch den Einfluss, um sich Gehör zu verschaffen, und sie erhalten keine gerechte Entschädigung für die Auswirkungen, die die Holzeinschlags­unternehmen auf ihre Lebensgrund­lagen und ihre Kultur haben.
Empty forests
Die Jagd ist bei den Baka Teil ihrer Identität und spielt neben der reinen Beschaffung von Protein auch eine soziale und kulturelle Rolle im Leben.
Sie jagen vor allem kleine Säugetiere und gelegentlich auch eine Antilope oder einen Affen, Schlangen oder grosse Vögel sind ebenfalls beliebte Beute. Die Baka betreiben diese Art von nachhaltiger Jagd seit Jahrhunderten und das Gleich­gewicht wurde erst gestört, als Wildfleisch zur Handelsware wurde.

Kamerun gehört zu den weltweit grössten Exporteuren von Edelhölzern. Täglich donnern Dutzende von Lastwagen durch das Dorf der Baka. Die Baka müssen mitansehen, wie ihre Bäume abtransportiert werden, ohne dass sie an diesem Geschäft beteiligt sind.
Der veränderte Wald
Die Holzfirmen haben vom Staat Kamerun die Konzessionen erworben, den Wald zu nutzen und selektiv Edelhölzer mit einem gewissen Durchmesser zu schlagen. Danach setzen sie neue Bäume und lassen die Fläche für mehrere Jahre ruhen. Es ist den Baka gestattet, innerhalb des Gebietes der Konzession nicht geschützte Tiere zu jagen und nicht hölzerne Produkte zu sammeln. Aus einem oberflächlichen Blick gesehen, scheint alles in Ordnung zu sein.
Für die Baka sieht diese Ordnung jedoch anders aus: Schwere Maschinen schlagen Schneisen und Strassen in den Wald und verändern den Wald tiefgreifend. Die Baka wanderten in kleinen Gruppen regelmässig entlang ausgedehnter Pfade, welche die Hindernisse für die Nahrungsbeschaffung verringerten. Diese Pfade sind weitgehend zerstört und schwer durchdringliches Dickicht versperrt den Weg in die angestammten Jagdgebiete. Wasserläufe sind umgeleitet und Wasser staut sich, wo früher kleine Flüsse und Rinnsale flossen.
Heilige Gebiete oder Bäume sind theoretisch geschützt und sollten von den Holzfirmen verschont werden. Diese Orte, falls sie überhaupt überleben, verlieren ihre Magie und ihre Bedeutung.
Den Grossteil ihres pflanzlichen Fettes gewinnen sie aus den Samen des Maobi-Baumes (Afrikanischer Birnbaum Baillonella toxisperma). Gleichzeitig ist der Baum ein begehrtes Exportholz. Der Baum braucht 40-60 Jahre, bis er Samen bildet, wodurch die Nachzucht für ganze Generationen nicht viel bringt. Der selektive Holzschlag steht in direkter Konkurrenz zur Ernährung der Baka.
Ähnlich verhält es mit dem Sapelli (Entandrophragma cylindricum), ebenfalls ein begehrtes Nutzholz. Von diesem Baum ernähren sich die Raupen von zwei Nachtfalterarten, die zur begehrten Proteinquelle der Baka zählen. Auch dort nisten sich die Nachtfalter erst ein, wenn die Baumkrone das Blätterdach des Waldes erreicht hat, also ebenfalls nach Generationen.
So sind es nicht nur die Zerstörung und Verbuschung der seit Generationen benutzten «Wanderwege», das Verschwinden von Referenzpunkten und die Erstellung eines Netzes von Pisten, die von Wilderern mit Motorrädern genutzt werden können, sondern auch wichtige Nahrungsquelle der Baka werden direkt zerstört.