Bildung

Schulbildung der Baka in Mballam

Die Schulbildung der Baka in Mballam kann auch für kamerunische Verhältnisse als miserabel bezeichnet werden. Die Zahl der Schulaussteiger ist enorm. Das bestehende Schulsystem ist nicht an der Lebensweise und der Kultur der Baka angepasst. Baka Libuna engagiert sich, in die nächste Generation zu investieren und die Bildung der Kinder zu fördern.

Die Kinder in Mballam stehen vor zahlreichen Herausforderungen:
Sprachbarriere
Die Baka-Gemeinschaft spricht eine eigene Sprache, die von der Mehrheit der kamerunischen Bevölkerung nicht verstanden wird. Der Unterricht in französischer Sprache kann sich negativ auf die Lernfähigkeit und -leistung der Kinder auswirken.
Kulturelle Barrieren
Die kulturelle Identität der Baka-Gemeinschaft unterscheidet sich deutlich von der Mehrheit der kamerunischen Gesellschaft. Unterschiedliche Vorstellungen von Bildung, Geschlechterrollen, familiären Verpflichtungen und sozialen Normen können die Teilnahme der Kinder am Schulwesen beeinträchtigen.
Gleichzeitig gehen grundlegende Kenntnisse der Baka verloren, da sie nicht mehr generationenübergreifend weitergegeben werden und teilweise sogar als rückständig angesehen werden.
Mangelnde Schulbildung der Eltern
Die meisten Eltern haben entweder gar keine oder nur eine begrenzte Schulbildung. Daher fehlt es ihnen oft an den erforderlichen Kenntnissen und Fähigkeiten, um ihre Kinder in Bezug auf Bildung und Schule angemessen zu unterstützen.
Geografische Barrieren
Die Baka von Mballam leben in einer abgelegenen Gegend, wo der Zugang zum staatlichen Schulsystem äusserst schwierig ist. Es gibt eine private, religiös geprägte Grundschule in Mballam, aber weiterführende staatliche Schulen sind entweder im Nachbardorf oder noch weiter entfernt. Der Schulweg ins Nachbardorf kann zu Fuss bewältigt werden, jedoch sind die Kinder den Verlockungen der Feldarbeit für geringes Entgelt ausgesetzt, anstatt zur Schule zu gehen, und pubertierende Mädchen sind sexueller Belästigung ausgesetzt. Höhere Schulen befinden sich in weit entfernten Orten, wo Transportkosten sowie Unterkunft und Verpflegung bezahlt werden müssen. Jugendliche werden von ihren Familien getrennt untergebracht, und geschlechtsreife Mädchen brechen die Schule oft wegen einer frühen Schwangerschaft ab.
Ökonomische Barrieren
Die Baka sind extrem arm und können die Kosten für die Bildung ihrer Kinder (Uniformen, Schulmaterial, Transport, Unterkunft, Verpflegung usw.) nicht aufbringen. Die Kinder sind ökonomisch rentabler, wenn sie im Haushalt und in der Feldarbeit helfen.
Mangelnde Infrastruktur
Der Zugang zur Bildung wird bereits auf Grundstufenebene durch mangelnde Infrastruktur erschwert. Es mangelt an qualifizierten Lehrkräften, Lehrmaterial und Unterkunft für Lehrkräfte, und die Schulgebäude sind sehr einfach gehalten.
Diskriminierung
Die Baka-Gemeinschaft sieht sich häufig Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt. Die Kinder der Baka werden in der Grundschule zwar zusammen unterrichtet, aber von religiösen Lehrkräften anderer Ethnien unterrichtet. Obwohl diese Lehrkräfte den Baka wohlgesonnen sind, vermitteln sie ihnen auch das Gefühl, dass sie als Baka etwas Besonderes sind. Wenn die Kinder die Schule in Mballam verlassen müssen, werden sie von ihren bantuischen Mitschülern diskriminiert, die die Verachtung für die Baka von ihren Eltern übernommen haben.
Resultat
Die Schulabgänge sind dramatisch. Nur wenige Kinder der Baka erhalten eine Bildung, die über das Grundschulniveau hinausgeht. Schon in der Dorfschule in Mballam besuchen nicht alle Kinder regelmässig den Unterricht und erfüllen die Voraussetzungen für die Schule im Nachbardorf. Dort erreichen nur sehr wenige einen Schulabschluss, und die Abbrecherquote ist enorm hoch. Von einem Jahrgang schaffen höchstens zwei oder drei Kinder den Sprung zur weiterführenden Schule, die für eine Berufswahl ausreichen würde. Dies führt dazu, dass sich die mangelhafte Bildung der Baka über Generationen hinweg fortsetzt.
Dennoch ist Schulbildung für die Kinder der Baka aus mehreren Gründen wichtig:
Verbesserung der Lebensqualität
Durch den Erwerb von Bildung und Kenntnissen können die Kinder der Baka ihre Lebensqualität verbessern, indem sie Fähigkeiten erwerben, die ihnen helfen, sich in der Gesellschaft zu engagieren und ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.
Erhöhung der Beschäftigungschancen
Mit einer formalen Bildung haben die Kinder der Baka grössere Chancen, Arbeitsplätze zu finden, die ihnen ein besseres Einkommen und eine höhere Lebensqualität ermöglichen.
Stärkung der Gemeinschaft
Durch die Bildung der Kinder der Baka wird die gesamte Gemeinschaft gestärkt, da sie Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, die zur Entwicklung der Gemeinschaft beitragen.
Erhaltung der Kultur
Gebildete Baka können dazu beitragen, die Kultur ihrer Gemeinschaft zu bewahren, indem sie den Wert ihrer Kultur erkennen und die Weitergabe der Kenntnisse und Fähigkeiten unterstützen, die für die Aufrechterhaltung der traditionellen Lebensweise und Praktiken erforderlich sind.
Teilhabe an Entscheidungsprozessen
Bildung kann den Kindern der Baka helfen, an Entscheidungs­prozessen teilzunehmen und ihre Rechte und Interessen zu verteidigen.

Insgesamt kann Bildung den Kindern der Baka dabei helfen, ihre Chancen auf ein erfolgreiches und erfülltes Leben zu verbessern und ihre Gemeinschaft zu stärken.

Die ideale Welt

In einer idealen Welt würden Schulen und Bildungs­einrichtungen in enger Zusammenarbeit mit der Baka-Gemeinschaft spezifische Programme entwickeln, die sich auf ihre Sprache und Kultur konzentrieren und gleichzeitig die Anforderungen der formalen Bildung erfüllen. Es wäre wichtig, die Eltern aktiv in den Bildungs­prozess einzubeziehen und sie zu ermutigen, die Bildung ihrer Kinder zu unterstützen. Der Zugang zur Bildung sollte durch den Ausbau der Bildungs­infrastruktur und die Bereitstellung von Transport- und Kommunikations­möglichkeiten ermöglicht werden. Diskriminierung und Vorurteile müssten bekämpft werden, um die Bedeutung und den Wert der kulturellen Identität der Baka-Gemeinschaft anzuerkennen und zu schätzen.

Unser Ansatz: Drei Säulen für Bildung

Unser Bildungsengagement basiert auf drei sich ergänzenden Elementen, die auf die jeweiligen Lebensrealitäten der Baka-Kinder abgestimmt sind:

1.
Unterstützung der Primarschule in Mballam

Die Dorfschule in Mballam wird von der katholischen Mission getragen. Wir leisten ergänzende Hilfe, etwa bei Schulmaterialien oder unvorhergesehenen Ausgaben. Unser Ziel ist jedoch, dass die Eltern die Bildung ihrer Kinder zunehmend selbst ermöglichen.
Das bedeutet konkret: Sie übernehmen Materialkosten, beteiligen sich an Beiträgen und verzichten darauf, ihre Kinder tagsüber zur Arbeit mitzunehmen. Dies wird zunehmend realistisch durch die Einnahmen aufgrund unseres Landwirtschaftsprojekts. So können die Familien den Schulbesuch ihrer Kinder künftig eigenständig tragen.

2.
Förderung der Sekundarstufe im Nachbardorf (CCT-Programm)

Nur wenige Kinder aus Mballam schaffen derzeit den Übertritt in die Skundarschule Schule im Nachbardorf Njolépoum. Die Gründe sind vielfältig: fehlende Vorbilder, kulturelle Distanz, ökonomischer Druck und schlicht die Realität, dass Bildung im Alltag der Familien kaum verankert ist.
Mit unserem Conditional-Cash-Transfer-Programm (CCT) setzen wir genau hier an: Familien, deren Kinder die Schule regelmässig besuchen, erhalten eine monatliche Unterstützung. Damit werden Schulmaterial, Ernährung und der Ausfall der Kinderarbeit kompensiert. Ziel ist es, die Übergangsrate deutlich zu erhöhen und langfristig mehr Kinder erfolgreich durch die Sekundarstufe zu bringen.

3.
Begleitung von Jugendlichen in regionalen Zentren

Einige Jugendliche schaffen den Sprung in höhere Schulen, in Orte wie Abong Mbang, Lomié, Mindourou oder gar bis nach Yaoundé. Wir begleiten sie auf diesem Weg durch die Übernahme von Unterbringungskosten, Ausstattung mit Schulmaterial, Beratung und sozialer Betreuung. Diese Unterstützung ist individuell und darauf ausgerichtet, realistische Chancen auf einen Abschluss zu ermöglichen, auch in einem für Baka-Kinder oft fremden städtischen Umfeld.