Zugang zu medizinischer Versorgung

Eine einfache Behandlung kann unerreichbar sein

Gesundheitsdienste sind für die Baka oft kaum erreichbar. Armut, Diskriminierung und weite Entfernungen machen selbst behandelbare Krankheiten gefährlich. Besonders Kinder und Schwangere sind betroffen. Die Sesshaftigkeit hat viele Vorteile des früheren Waldlebens untergraben.
Herausforderungen im Gesundheitszugang für die Baka

Für die Baka stellt der Zugang zu öffentlichen und privaten Gesundheitsdiensten ein erhebliches Hindernis dar, das in Notfällen nahezu unüberwindbar wird. In Mballam betragen alleine die Transportkosten zum nächsten Gesundheitsposten 4 Franken. Dafür müssen sie drei bis vier Tage Arbeit auf den Feldern der Bantu-Bauern verrichten. In Kamerun müssen sowohl medizinische Behandlungen als auch Medikamente bezahlt werden, was für die Baka bedeutet, sich für die Behandlung einer Krankheit oft monatelang zu verschulden. Daher zögern sie üblicherweise, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, bis ihre Erkrankung kritisch wird, was oft fatale Auswirkungen nach sich zieht. Viele leiden unter Krankheiten, die behandelbar wären, oder sterben daran.

Diskriminierung im Gesundheitssystem

Zur materiellen Barriere kommt soziale Ausgrenzung. In staatlichen Einrichtungen werden Baka oft nicht ernst genommen, schlechter behandelt oder sogar abgewiesen. Demütigende Erfahrungen und Stigmatisierung führen dazu, dass viele medizinische Hilfe gar nicht erst suchen. Die psychische Last (Frustration, Resignation) verstärkt sich und die Schwelle, rechtzeitig ins Zentrum zu gehen, steigt.

Die früheren Jäger und Sammler verloren die Umweltvorteile des Nomadismus.

Die Baka lebten früher in kleinen, verstreuten Siedlungen im Regenwald. Die aus Ästen und Blättern errichteten Siedlungen hatten einen temporären Charakter. Die kleinen Gemeinschaften passten ihre Wanderungen an das Nahrungsangebot des Waldes und die klimatischen Bedingungen an, und wenn die Belastung durch Parasiten gross wurde oder wenn ein Mitglied der Gemeinschaft starb, zogen sie weiter. Auf diese Weise konnten sie eine gleichmässige Ernährung aufrechterhalten und die Belastung durch übertragbare Krankheiten reduzieren.

Aufgrund ihrer leichten Lasten und der geringen Zahl überlebender Kinder waren die Baka sehr mobil. Sie wanderten entlang ausgedehnter territorialer Pfade, die die Hindernisse bei der Nahrungsbeschaffung verringerten und eine ausgewogene Nutzung der Waldressourcen ermöglichten. Heute beklagen sich die Baka über die Zerstörung ihrer Pfade durch die Holzindustrie, die Schneisen in den Wald schlägt, auf denen undurchdringliches Gestrüpp wächst, sowie über Wasserläufe und -ansammlungen, die die Landschaft verändern. Was ungeübte Besucher kaum bemerken, ist für die Baka eine dramatische Zerstörung ihrer Umwelt und der Pfade, die über Generationen benutzt worden sind.

Die Baka ernährten sich gesund, eiweiss- und ballaststoffreich und mit wenig Salz, Milch und Zucker.

Studien zufolge haben die Jäger und Sammler eine gute körperliche Verfassung, wenig Fett, einen niedrigen Blutdruck und einen niedrigen Cholesterinspiegel.

 Diesen guten physischen Bedingungen stand jedoch eine hohe Sterblichkeitsrate aufgrund von Jagdunfällen, Unfällen beim Honigsammeln und Schlangenbissen gegenüber, so dass die durchschnittliche Lebenserwartung sehr niedrig war.

 

Die Sesshaftigkeit hat gesundheitliche Konsequenzen für die ehemaligen Jäger und Sammler.

Heute ist die Kindersterblichkeit vergleichbar mit derjenigen in Europa vor einigen Jahrhunderten, und auch alle anderen Gesundheitsindikatoren sind im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen in Kamerun sehr schlecht.

Aufgrund des rapiden Rückgangs der Nahrungsquellen in den Wäldern hat sich die Ernährung der Baka verändert. Proteine sind knapp geworden und Mangel- oder Unterernährung bei Kindern ist weit verbreitet.

Hygiene und Wasser

Durch die Sesshaftigkeit und das enge Zusammenleben in einer permanenten Siedlung sind die Bewohner einem verstärkten Kontakt mit tierischen und menschlichen Abfällen ausgesetzt. Dies führt zu einer höheren Parasitenbelastung mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen.

Das Fehlen von sanitären Einrichtungen führt zu einer erhöhten fäkalen Verschmutzung, die eine Quelle für bakterielle und virale Darminfektionen ist, eine Hauptursache für Unterernährung, infektiösen Durchfall und Kindersterblichkeit. Darmwürmer führen bei Kindern zu Anämie und manchmal zu Wachstumsstörungen, was dramatische Folgen für ihre Entwicklung haben kann.

Das Tragen von europäischer Kleidung wurde von Missionaren und Behörden gefördert. Ohne Seife wird dieselbe Kleidung bis zur Zerstörung verschmutzt und bietet einen fruchtbaren Boden für Hautkrankheiten.

Zoonosen und neue Risiken

Auf ihren Jagdausflügen kommen die Baka mit wilden Tieren in Kontakt und sind der Gefahr ausgesetzt, sich mit Zoonosen (Krankheiten, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden) anzustecken. Die Gefahr, die von Zoonosekrankheiten ausgeht, hat sich bei Covid-19 auf dramatische Weise gezeigt. Es ist wahrscheinlich, dass sich Zoonosen in der Vergangenheit nicht ausbreiteten, weil die Infizierten in kleinen, verstreuten Siedlungen lebten und starben oder sich erholten, bevor sie mit grösseren menschlichen Populationen in Kontakt kamen.

Die mentale Dimension der Diskriminierung

Die Baka werden immer noch von vielen als primitiv oder sogar als Untermenschen (sous-hommes) angesehen und behandelt. Die erlebte Diskriminierung in Verbindung mit der Enttäuschung über die Entwicklung führt bei den ehemaligen Waldbewohnern zu Gefühlen der Frustration und Vernachlässigung. Die Folgen sind Stress und Depressionen, die zu häuslicher Gewalt und verschiedenen Arten von Suchtverhalten führen können. Starker Alkoholismus und Rauchen sind weit verbreitet. Die Datenlage ist bei medizinischen Erkrankungen sehr dünn und bei psychischen Erkrankungen praktisch inexistent.

Traditionelle Medizin der Baka im Wandel

Die Baka sind in Kamerun für ihr tiefgreifendes Wissen über die Heilpflanzen des Waldes und ihre traditionelle Medizin bekannt. Doch dieses wertvolle Wissen steht vor dem Risiko des Vergessens. Einerseits findet kaum noch eine Weitergabe dieses Erbes an die jüngere Generation statt, andererseits sind viele traditionelle Heilmethoden gegenüber Krankheiten, die früher in ihrem nomadischen Lebensstil unbekannt waren, unwirksam. Infolgedessen verlieren Heiler und weise Älteste ihren politischen Einfluss, und es kommt immer häufiger zu sozialen Konflikten zwischen den Generationen.

Was Baka Libuna tut

Empowerment statt Klinikbau

Baka Libuna baut keine Kliniken und finanziert keine Medikamente «von oben». Der Ansatz ist Ermächtigung. Mit Erträgen aus der landwirtschaftlichen Produktion können Familien Transport, Medikamente und Behandlungen selbst bezahlen. Genau diese Einkommensbasis ist die Voraussetzung für verlässlichen Zugang. Wer eigenes Geld hat, erreicht das Zentrum, wird behandelt und kann Medikamente bezahlen.

Gesundheit aus eigener Kraft

Mit Ihrer Unterstützung können die Baka ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Damit bezahlen sie Arztbesuche, Medikamente und sichern die Gesundheit ihrer Familien.